Hana Vondráčková

Ich wurde in Prag geboren, aber mein ganzes Leben lang wollte ich ein eigenes Haus mit einem Garten und vielen Tieren haben. Dieser Traum ging vor zwanzig Jahren in Erfüllung, als wir in die schöne Stadt Kostelec nad Labem zogen. 

Seitdem ist eine Menge Wasser geflossen. Ich bin eine stolze zweifache Großmutter geworden, mit Hühnern, Enten und vielen Katzen, die in meinem Garten herumlaufen. Die meisten von ihnen sind Findelkinder.  Sie sind einfach angekommen und gehören seitdem zu unserer großen Familie.  

Mein Freund und ich kümmern uns gemeinsam um meine Mutter im fortgeschrittenen Stadium der Alzheimer-Krankheit. Neben meinen vierbeinigen Freunden liebe ich auch Musik und Tanzen. Wegen der Pflege meiner Mutter bin ich jedoch an das Haus gebunden. Gelegentlich gelingt es mir, der Realität zu entfliehen und ein Konzert in der näheren Umgebung zu besuchen, aber das sind sehr seltene Momente.

Es ist nicht leicht, einen Menschen mit dieser Krankheit zu betreuen. Vor allem psychisch. Ich habe erst erfahren, dass meine Mutter Alkoholikerin ist, als sie bei mir einzog.  Da war ich sehr aufgewühlt. Ich konnte nicht schlafen, habe gezittert wie ein Schlosshund und habe schließlich Antidepressiva genommen. Davon wurde mir übel und ich fühlte mich wie hinter Glas, und ich habe es sicher nicht als endgültige Lösung angesehen. 

Als es mir wirklich schlecht ging, tauchte vor mir eine Anzeige auf, in der ich aufgefordert wurde, einen Blog zu starten. Ich habe nicht lange gezögert. Schließlich gibt es die Schreibtherapie schon seit vielen Jahren, warum also nicht einen Versuch wagen? Ich begann zu schreiben. Das Thema bot sich an. Die Alzheimer-Krankheit. Zunächst nur für mich selbst. Ich musste den Druck abbauen. Also habe ich angefangen, mich über diese schreckliche Krankheit lustig zu machen. Es half, dass ich nach einer Weile die Medikamente absetzen konnte. Ein kleiner privater Sieg.

Meine Tochter war damals besorgt, dass ich mir etwas antun würde, wenn ich die Medikamente absetzen würde. Ich musste mit der Wahrheit herausrücken und mich in dem Blog bekennen. Sie hat mir geholfen, es unter die Leute zu bringen, und ist eigentlich dafür verantwortlich, dass ich in meinem Alter ein echter Blogger geworden bin.

 

Ich war fast von Anfang an an dem Projekt Energie der Worte beteiligt. Ich sehe es als Chance, einige Lebensabschnitte zu verarbeiten, die nicht ganz einfach waren. Vielleicht helfen meine Geschichten jemandem, nicht dieselben Fehler zu machen, die ich gemacht habe. Ich möchte auch in Zukunft weiter schreiben. Es hilft mir, meine Gedanken zu sortieren, heilt meine Seele und hilft, schmerzhafte Themen zu verarbeiten.